Simone de Beauvoirs letzte philosophische Studie galt dem Thema Alter. Radikal fordert sie darin, das Schweigen um diese Thematik zu brechen. Sie beansprucht, das Alter in seiner Gesamtheit zu beschreiben. Sie wählt den Standpunkt der gelebten Erfahrung. Es zeigt sich, dass das Alter nicht nur als ein biologisches, sondern vor allem als eine kulturelle Tatsache ernst genommen werden muss. Sie fragt: „Wie muss eine Gesellschaft beschaffen sein, damit ein Mensch auch im Alter ein Mensch bleiben kann?“ Und sie antwortet: „Die Antwort ist einfach: Er muss immer schon als Mensch behandelt worden sein.“

Während ihr Hauptwerk Das andere Geschlecht (1949) oder die Ethik der Ambiguität und die literarischen Schriften von Simone de Beauvoir bisher große wissenschaftliche Beachtung gefunden haben, blieb Beauvoirs philosophische Studie Das Alter (1970) innerhalb des akademischen Feldes bis dato noch weitgehend unbeachtet. Aus diesem Grund beschäftigt sich die Konferenz mit dieser Studie.

Die internationale Konferenz legt ihren Schwerpunkt auf die philosophischen, feministischen und gesellschaftsrelevanten Implikationen dieser Studie. Anerkannte internationale Beauvoir-ExpertInnen und feministische PhilosophInnen wurden zu dieser Konferenz nach Wien eingeladen, um sich detailliert und ausführlich mit der Studie Das Alter auseinander zu setzen und das Spektrum der Fragen zu diskutieren.

Zu den eingeladenen ReferentInnen zählen Debra Bergoffen (George Mason University, USA), Penelope Deutscher (Northwestern University, USA), Helen Fielding (The University of Western Ontario, Kanada), Sara Heinämaa (Universität Helsinki, Finnland), Sonia Kruks (Oberlin College, USA), Dorothea Olkowski (University of Colorado, USA), Christina Schües (Hochschule Vechta, Deutschland) und Gail Weiss (The George Washington University, USA). Weitere 10 internationale ExpertInnen und ExpertInnen aus Österreich bereichern die Tagung mit ihrer Respondenz.

Folgende Fragen stehen im Zentrum der Auseinandersetzung:

  • Worin besteht der philosophische Beitrag von Simone de Beauvoirs Studie Das Alter?
  • Worin besteht die feministische Bedeutung von Beauvoirs Studie Das Alter?
  • Inwiefern kann Beauvoirs Studie zum Verständnis des Alters und des Alterns in unserer Zeit beitragen?

Die Konferenz anlässlich von Simone de Beauvoirs 100. Geburtstag möchte den wissenschaftlichen Blick auf Beauvoirs bedeutsame Forschungen erweitern. Die Konferenz Alter/Altern versteht sich als Beitrag sowohl zur philosophischen Beauvoir-Forschung als auch zur anwachsenden interdisziplinären Altersforschung.

 

Silvia Stoller
(Universität Wien)